Züchter und ich oder "eine einseitige Affäre"
Wie
findet Frau den/die richtige Zucht? Ich habe mir das relativ einfach
vorgestellt:
1. Zuchten im Netz suchen und finden.
2. Spreu vom Weizen trennen.
3. Kontakt aufnehmen und mich vorstellen.
4. Züchter besuchen und kennen lernen.
5. Welpen in die Arme schliessen.
HAHAHAHAHAHAHAHAHA was für ein genialer Plan! Wäre da nicht das miserable
Verhältnis von Züchter zu Interessenten.
Erschwerend kam hinzu, dass ich mich nicht für den Pembroke oder den Cardigan
entscheiden konnte. Wie auch, noch hatte ich kein einziges, lebendiges Exemplar
kennengelernt. Geschweige denn, dass ich jemals einen live in meinem Leben
gesehen hätte.
Anfragen für ein Kennenlernen der Rasse wurden nicht mal beantwortet. Und wenn
doch, dann mit dem Satz, dass ein Kennenlernen erst in Erwägung gezogen werde,
wenn ich mich für die eine oder andere Rasse entschieden hätte. - Ja, wie denn
bitte!?
Ich habe einige Zuchten angeschrieben, mich lang und breit vorgestellt, unsere
Wohnverhältnisse und meinen Job offen gelegt. Meine Tätigkeit als
Hundetrainerin mit in den Lostopf geworfen ohne es zuviel in den Vordergrund zu
rücken. Ursprünglich war ich fest davon überzeugt, dass mein kynologischen
Wissen Tür und Tor öffnen würde um bei den Züchtern vorne im Rennen zu liegen.
Denkste! Züchter A war mein Text viel zu lang, Züchter B beschwerte sich, dass
ich mich zu knapp vorgestellt habe, Züchter C bis K meldeten sich gar nicht,
Züchter L machte einen Termin mit mir ab und meldete sich danach nie wieder,
Züchter M, N, O und P rücken die Hunde erst mit vier Monaten
raus,
Züchter Q bis Z erzählten was von Wartelisten und Geduld und vertrösteten mich
mit weit weg liegenden Jahrzahlen. Einmal erfolglos das Alphabeth runter gebetet,
außer das ich gekränkt war, dass man mir nicht den roten Teppich ausrollte,
nahm ich es erstmal gelassen. Es war ja irgendwie alles noch gar nicht so
konkret.
Zufällig stolperte ich in dieser Zeit über meine beiden ersten live Begegnungen
mit einem Cardigan und einem Pembroke. Was für ein Glück! Am liebsten hätte ich
die Hunde unter den Arm geklemmt und mit ihnen das Land verlassen. Was man hat,
das hat man.
Nun wollte ich mehr davon! Ich wollte beide Rassen kennen lernen, so in
echt, mit Anfassen und Besitzergespräch. So überzeugte ich meinen Partner, an
die Corgi Spezial im Juni 2020 nach Deutschland zu fahren. Mehr Corgi auf einem
Haufen geht gar nicht. Unsere großen Hunde wurden bei ihren Hundesittern
untergebracht, das Hotel war frühzeitig gebucht und ich platzte vor
Vorfreude. Und dann kam Corona.... Zurück zum Start, gehe nicht über Los,
kassiere kein Startgeld. Scheiss Spiel!
Nun ging ich in die Offensive, meldete mich beim Schweizer Corgi Club an und
schrieb eine Corgihalterin aus der Nähe an, über die ich im Corgi-Forum auf
Facebook gestolpert war. Sie war gerne bereit, mir ihre zwei Cardigans
vorzustellen, allerdings erst nach Corona. Ich habe mich zwar nicht über die
virenbedingte Verzögerung gefreut, aber immerhin, da kam mir jemand entgegen,
da war eine echte Chance!
Auch wenn das hier ein Kurzabriss ist, sprechen wir in Wahrheit von
mittlerweile eineinhalb Jahren, seit ich das erste Corgivideo gesehen habe und
mein Herz ein paar Takte höher schlug.
Meinen Partner hatte ich längst davon überzeugt, dass er nicht um die Sache
herumkommt. Wochenlang war das letzte was ich abends vor dem Einschlafen tat,
Corgivideos oder Bilder auf Instagram und Facebook anschauen. Und immer wieder
die Rasseporträts durchlesen in der Hoffnung, der heilige Gral tue sich mir auf
und ich könne erkennen, welcher Hund der richtige für mich wäre.
Eine liebe Cardiganhalterin aus der Schweiz beschrieb die zwei Rassen gekonnt
in einem Satz: "Der Cardigan plant die Party, der Pembroke führt sie
aus".
Im Frühsommer 2020 machten mich die Eltern meines Partners mit einer
Corgi-Pembroke Halterin bekannt. Ich durfte die Kleine kennen lernen und die
Halterin erzählte mir einiges über die Rasse. Es mag das Alter des Hundes oder
ihr damaliger Zustand gewesen sein, aber ich war sehr enttäuscht. Das war nicht
der Hund meiner Vorstellungen. Jedoch hatte der kleine Fuchs Rückenbeschwerden
war wenig bis gar nicht an mir interessiert und hatte keine Rute. Angst machte
sich in mir breit, war ich nun solange einem riesen Irrtum aufgesessen? War das
gar kein Hund für mich?! Die Depression winkte schon von weitem!
Drei Tage später, und wirklich super kurzfristig abgemacht, traf ich dann die
Dame mit den beiden Cardigans. Und was soll ich sagen, es war wie ein kleines
Wunder. Mir ging vom ersten Augenblick an das Herz auf. Hier war ich richtig!
Ich hatte mich doch nicht getäuscht. Und es war sofort klar, ein Cardigan
musste es sein. Arschtritt für die Depression!
So, und nun musste es vorwärts gehen. Ich wurde offensiv, schrieb die Corgi
Vereine im Ausland an und suchte dort Rat. Allerdings hörte ich auch da,
Wartezeit überall ca. 2 Jahre, Wartelisten und und und. Manche Züchter führen
keine Wartelisten, so dass man nicht weiß, ob man nun ganz nah dran ist an
einem Hund, oder noch weit weit weg. Und, ganz wichtig, Züchter tauschen sich
untereinander aus. Die sind vernetzt wie die Mafia. Und was nicht gerne gesehen
wird ist, wenn man überall an den Türen anklopft. Da wird einem dann
selten aufgemacht. Ich wage zu sagen, zu einem Corgi zu kommen ist schwieriger
als mit Zwillingen schwanger zu werden. Denn ganz ehrlich, ich mag nicht zwei
Jahre lang bei Züchter A untätig auf einen Hund hoffen, noch nicht mal mit
einer kleinen Zusage, dass man überhaupt in Betracht gezogen wird. Mittlerweile
klapperte ich mit Hilfe meines geduldigen Partners auch Frankreich und Italien
ab.
So eine Übernahme muss doch auch irgendwie geplant werden, Urlaub zur rechten
Zeit planen und eingeben. Den Chef auf Knien um Sonderlösungen anbetteln,
Arbeitskolleginnen um Überstunden anflehen und all so'n Zeug was wichtig ist.
Aber so sind die Marktgesetze; Angebot und Nachfrage. Willkommen in der
Realität liebe Eva, da hilft dir auch dein ganzer knyolgischer
Ausbildungs-pipapo und jahrelange Hundeerfahrung keinen müden Pups.
Nachtrag an alle Corgi-Züchter die bis hier her gelesen haben:
Ich weiß mittlerweile, dass euer Job echt kein leichter ist. Und dass ihr,
gerade jetzt in Coronazeiten massiv überflutet wurdet von Anfragen. Dies zu
bewältigen ist nicht einfach. Dennoch gebe ich lediglich wieder, was mir als
Interessentin eins zu eins widerfahren ist und hoffe auf euren Humor