Eva Steiner
Trainings- & Verhaltensspezialistin Hund 

Hundetrainerin HIK
BLV anerkannte SKN Ausbildnerin
und NHB Fachperson
Tierkinesiologin NGL


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Kirchdorfstr. 3
3629 Jaberg

Ist eigentlich jeder Corgi ein Narzisst?

Tja, so ist das Leben mit einem Corgi: du hast zwei Jahre lang nicht mal mehr Zeit einen läppischen Blogartikel über das Leben mit dem Charmeur, der darauf besteht der Nabel der Welt zu sein, zu schreiben. Ich habe in den letzten zwei Jahre oft heimlich gedacht (und mich dafür nicht mal geschämt) das, wäre Zazu ein Mensch, ich ihn längstens als Narzissten oder zumindest als asoziales A..... diagnostiziert hätte. Denn, "er" duldet keine Nebenbuhler, "er" kontrolliert unser Universum, "er" entscheidet wem was gehört - nämlich alles nur "ihm", "er" ist unfehlbar im Gegensatz zu mir, "er" ist immer (!) unschuldig und "er" kommt immer (!!) zu kurz und er hat immer (!!!) Recht.

Aber vielleicht gelingt es, das ganze Disaster aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Sein Start war echt holprig mit seiner Allergie und der daraus resultierenden Unruhe. Und Freunde, dazwischen ist ja noch soviel mehr passiert:

Weil Zazu ja doch, trotz bester, hochprofessioneller (hüstel) Begleitung zweier Privatcoaches aus dem Trainerbereich , die eine oder andere Verhaltensauffälligkeit zeigt, z.B. siehe oben, widersetzte ich mich seinen Protesten und es wurde ein chemischer Kastrationschip gesetzt.
(Leute, wenn ihr das tut, dann gönnt eurem Rüden die Androcur Spritze dazu!)

Im Mai 2022 begann Zazu auf einem Bein zu lahmen, bereits zwei Stunden später konnte meine walisische Bratwurst nur noch robben, kein Bein war mehr belastbar. -Nein, es war alles andere als lustig, und er muss furchtbare Schmerzen gehabt haben. In der Tierklinik Bern wollte man uns nicht sehen, weil ergo Corgi, kann das ja nur ein Bandscheibenvorfall sein und den könne man heute eh nicht mehr behandeln... Wir drängten dann auf einen Termin in der Tierklinik in Thun, dort wurde er sehr, sehr gründlich untersucht und neurologische Geschehnisse konnten erstmal ausgeschlossen werden. Erster Verdacht: Polyarthritis und wir behalten den Hund gern die Nacht erstmal hier. Ähhm, nein, das WOLLT ihr nicht wirklich, ihr kennt meinen Corgi nicht! Beherzt nahm ich ihn mit nach Hause und verbrachte eine der schlimmsten Nächte meines Lebens neben ihm. KEINER hat mir gesagt, dass er Morphium gespritzt bekam, mein geliebter Waliser war ein schlaffes Würstchen im Delirium dessen Atmung kaum mehr wahrnehmbar war. Ich hatte mindestens 30 Mal in dieser Nacht einen Herzkollaps weil ich seine Atmung nicht mehr spürte. Seit dem spriessen deutlich mehr graue Haare auf meinem Kopf!

Am Folgetag ging es zurück in die Klinik, seine vier Fussgelenkchen wurden rasiert (und seine Würde auf Null degradiert) und es wurde Gelenkwasser entnommen. Machen wir es kurz: die Diagnose "juvenile Polyarthritis" war bald gestellt, Rheumatologische Faktoren konnten ausgeschlossen werden. Kortison heisst seitdem seine Droge! Hoch dosiert stand er bereits am Folgetag auf seinen nackten Beinen die an Hühnchenschenkel erinnerten, aber er stand! Mutti war glücklich!!!

Der Herr bekam eine Kutsche und durfte fortan ausFAHREN, der Narzisst ihn ihm genoss während die Dienstmagd den Hügel hinauf schnaufte. Mit jedem Tag wurde Zazu frommer und frommer, seine Verhaltensprobleme lösten sich eins nach dem andern (naja einige hat er auch beibehalten, sonst wäre er kein echter Corg mehr) in Luft auf. Was für eine Entspannung für die Angestellten und wie kam ich jemals darauf, er könnte ein asoziales A....... sein? Das Leben war gut mit uns, die einzige Sorge war, ein Rückfall der Polyarthritis und die zunehmende Fettleibigkeit meines chauffierten Hundes.

Essen wurde also runtergedrosselt auf einen drittel der Tagesration, "es" nahm nicht ab. Wahrscheinlich aus lauter Protest und Trotz!

Über Wochen haben wir langsam den Entzug seiner Droge in die Wege geleitet, gleichzeitig liess die Wirkung des Kastrationschips nach, welcome back ihr Testikel und die nicht vermissten Verhaltenskreativitäten meiner Strickjacke! Weil wir noch mitten in der Behandlung waren und ich unschlüssig war über den Verbleib seiner weiteren Sexualität (nein, nein Zucht ist schon lange kein Thema mehr), wurde ein weiterer Chip gesetzt, dieses Mal leider ohne hormonelle Spritze und die Hölle begann.

Zur gleichen Zeit entschied sich das Herrchen des Hauses, einen 15 Wochen alten Welpen aufzunehmen (ZAZU: "warum hat der kein eigenes Zuhause?!"). Ich bin mal ehrlich, der Stress war gelinde gesagt vorprogrammiert. Ich war zu diesem Zeitpunkt seit mehreren Wochen krank und die Ungeduld in Person (was ja auch bei bester Gesundheit nicht meine Stärke ist!) Die Hunde mussten getrennt werden, getrennte Spaziergänge, alles wurde komplizierter - auch der Engländer mit den Schrumpelhoden. Sehr zu meinem Leidwesen blieben die positiven Eigenschaften der chemischen Kastration diesmal komplett aus und ich verfluchte bereits innerlich den Tierarzt irgendwas falsch gemacht zu haben.

Dann fiel mir ein, dass wir im Sommer bereits einmal die Dosis Kortison kurzfristig erhöhten und mein Pöpler innerhalb einer Stunde zum lammfrommen Schäfchen mutierte. Das wollte ich in meiner Verzweiflung testen. Und der Effekt war frappieren. Der Herr und Meister über die Küche konnte ausserhalb der Küche entspannt liegen und akzeptieren, dass die niederen Tiere unseres Haushaltes die Küche betraten während Frauchen ESSEN zubereitete. Der Herr über Nähe und Distanz konnte akzeptieren, dass sich das Fussvolk bewegt ohne dass er den Verkehr mit weissen Handschuhen regeln muss. Der Herr Bewegungsmelder konnte die niederen Dienstgrade sogar Etagen hoch und runter steigen lassen ohne lautstark mitteilen zu müssen, dass er ALLES merkt und nichts verzeiht. Und der Herr Oberaufseher eskaliert auch nicht mehr bei Blickkontakt oder Ansprache oder drei Sekunden Pause wo nichts geht. Es konnte kürzlich sogar ein Spaziergänger im Dunkeln an uns vorbei gehen ohne Tobsuchtsanfall meines Rebellen! Was für ein Wandel!!! Und doch, hinterlässt dieser Effekt Fragen und beschert uns eine weitere Diagnose in Zazus langer Krankengeschichte. Doch davon das nächste Mal mehr, denn ich hab’ noch einiges zu erzählen.

Soviel Veränderung steht bei mir gerade an! Alles wird anders, und hoffentlich besser!