Eva Steiner
Trainings- & Verhaltensspezialistin Hund 

Hundetrainerin HIK
BLV anerkannte SKN Ausbildnerin
und NHB Fachperson
Tierkinesiologin NGL


eva.steiner@dogmind.ch
079 577 81 75

Kirchdorfstr. 3
3629 Jaberg

über Namen, Milcheinschuss und die Suche nach Hoden

So, nun hatten wir gerade noch zwei Wochen Zeit um ein bisschen schwanger zu sein mit diesem Welpen von dem wir so gar nichts wussten. Wir konzentrierten uns beim Züchterbesuch ja v.a. auf den Fluffy (und die zwei dunklen Monster welche uneingeschüchtert nicht von meiner Hose lassen wollten - aber da gehörte unser "Uno" nicht dazu).  Zwei Wochen in denen wir unsere Ferien neu organisierten, Laufgitter einkauften und zusammenbauten, sämtliche Absperrgitter und andere brauchbare Materialien bei Freunden zusammen sammelten. Noch schnell ein Buch über Mehrhundehaltung lesen, ein Welpentragetuch besorgen, Näpfe, Decken, Leinen, Halsband, Spielzeug alles wurde eingekauft, plus Baldrian für mich. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Remo und ich wurden ELTERN! Naja, sowas ähnliches halt. :-)
So ganz traute ich der Sache aber nicht über den Weg. Zugern wollten wir unseren Welpen anzahlen, etwas Verbindlichkeit herstellen, dies war jedoch nicht erwünscht von der Verkäuferseite. So blieben mir nur die schlaflosen Nächte und die Vorfreude auf den vierbeinigen Stinker. War ich wirklich bereit für das was da kam???

Und dann war da noch die Sache mit dem Namen! Das Hundekind brauchte DEN ultimativen hippen Namen! Hundert Ideen gespensterten durch meinen Kopf, angefangen bei Namen von englischen Lords und Earls, Namen von namhaften Helden, Namen von walisischen Dörfern, und dann war da noch "GILBERT"! Meine Arbeitskollegin träumte doch tatsächlich, mein Corgi heisse GILBERT! Naja, sollte er mal nicht gehorchen, dann könnte man Gilbert ja quasi als Strafname einsetzen.  Aber von all' diesen Ideen zündete keine so richtig auf meiner Hirnrinde. Bis ich eines Tages den Gute-Nachtlieder singenden Kuschelhasen meiner Enkeltochter in der Hand hielt. "ZaZu" stand auf seinem Etikett am süssen Plüschpopo. Da war er, der Gedankenblitz auf den ich gewartet hatte und der eine dunkle Bremsspur auf meiner Hirnrinde hinterliess; Zazu sollte mein kleiner Waliser heissen und nicht anders.
"Sasu oder Zazu" ? Fragte mich fortan jeder, dem ich mein Geheimniss verriet. Menno - nun musste ich schon wieder entscheiden. Remo und ich vertagten die Entscheidung auf den Moment wo wir den kleinen Hasenfurz in den Armen hielten. Wir vertrauten darauf, zu spüren welcher Name zu unserem Hundekind passen würde.

Mein Gefühl sollte mich nicht ganz trügen. Zwei Tage vor dem Abholtermin erhielt ich eine Whatsapp: "der Rüde muss noch zwei Wochen hier bleiben, ich will die Hoden beobachten, sie sind noch nicht ganz unten. Die Züchterin"
Mein Herz setzte aus und begann dann in rasendem Galopp Purzelbäume zu schlagen. Ich sah mich schon heulend einem Welpen hinterhertrauern , den ich noch nicht mal an meine Brust gedrückt und niemals nicht meine Nasen in sein Fell gedrückt hatte. Beherzt und mit vorgetäuschtem Selbstbewusstsein haute ich in die Tasten und gab zur Antwort, dass wir den Hund wie bestellt abholen werden da unser Urlaub sowie unser Wille unverrückbar seien! Pha! Und siehe da, sie akzeptierte. Ich triumphierte innerlich und blieb dennoch misstrauisch.

Am 10. Juli 2020 war es dann soweit. Mit Nervenflattern und Durchfall machten wir uns auf den langen Weg. Ich rechnete noch immer mit Zwischenfällen, z.b. dass uns niemand die Türe aufmachte, oder man uns einen ganz anderen Welpen in die Arme drückte, oder sonst irgendetwas schief laufen würde. Vor Ort machte ich fast in die Hose. Ich wollte jetzt einfach da rein, den Welpen unter den Arm klemmen und mich so schnell wie möglich vom Acker machen. Dies war mir jedoch nicht vergönnt, es gab Gespräche über nicht vorhandene Hoden und deren Therapie, über den Wert eines Zuchtrüden mit oder ohne Hoden, über Übernahmeverträge, Rückgabeoptionen und Ernährungspläne. Ich wollte nur Heim mit meinem Baby. Zum Glück übernahm Remo den Part meines "Anwaltes" und regelte den Papierkram souverän, währenddessen ich glückselig mit Mutterhormönchen überflutet wurde und das vierbeinige, eierlose Welpenkind knutschte (welches sich wehrhaft dagegen sträubte).

Die Autofahrt nach Hause verpennte es an meiner Brust (kurz vor dem Milcheinschuss) und hinterliess auf dem Brünig seine erste Welpenpiselmarkierung im Kanton Bern. Am liebsten hätte ich einmal quer über den Parkplatz geschrien: "alle mal hersehen!"  Sollten doch alle was von dem Pipiwunder mitbekommen, und natürlich meinen stolzen Gesichtsausdruck bewundern. Glücklicherweise war ich noch Herr meiner Sinne und genoss den Stolz für mich allein um weitere Peinlichkeiten und eine eventuelle Sicherheitsverwahrung (getrennt von meinem Frischling) zu umgehen.

Zu Hause warteten unsere zwei grossen Monster auf uns. Sie ahnten noch nichts von ihrem Glück eine kleine, mies duftende, freche Wildsau zum Bruder zu bekommen der fortan alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und den Garten vollkacken würde. Hätten sie es geahnt, hätten sie wohl mit den Katzen gemeinsame Sache gemacht und die Koffer gepackt.

Nach einem kurzen Spaziergang in der freien Natur mit allen drei Hundegeschöpfen betraten wir mit den Oldies und dem Neuankömmling das Haus, welches wir zwischenzeitlich gerecht zwei geteilt hatten. Parterre und Erdgeschoss für die alteingesessenen Hunde, Küche und Esszimmer für den unliebsamen Eindringling. WAS??? Ausgerechnet Küche und Esszimmer in feindlicher Hand?! Oh was mussten unsere Hunde gelitten haben? 

Klein Welpi war doch sehr aufgeregt über all' die Dinge die ihm da widerfuhren. Wir versuchten ihm, den Start so einfach wie möglich zu machen, aber bei aller Liebe, Hormönchen und Milcheinschuss, seine Mama und Geschwister konnten wir mit nichts ersetzen. Sein Herzchen pochte so fest und wild in seiner Brust vor lauter Aufregung. Er hechelte die ersten Stunden und schien nicht zur Ruhe zu kommen. Ein idiotischer Notfall kam uns dann zu Hilfe. Der Kleine Wurm hat doch tatsächlich am ersten Morgen in meinem Bett (ja natürlich schläft das hilflose, laut schnarchende Bündel in meinem Bett!!!) ein Oropax erwischt, nicht lang nachgedacht und in null Komma nix geschluckt! Ups. Das kommt davon, mein Fehler, Asche über mein Haupt. Und das passiert mir - MIR der Hundetrainerin!
So fuhren wir bereits zu früher Stunde in die nahe gelegene Tierklinik wo Zazu ein Spritze zum Erbrechen bekam. In genauso schnellem "null-komma-nix" war das Oropax wieder in meiner Hand, eklig schleimig und doppelt so gross wie im originalen Zustand. Das Material hatte sich voll gesogen und war mächtig angewachsen. Ich wollte mir nicht ausmalen, was hätte geschehen können, wenn dieser Pfropfen im Darmsystem meines Wichts gelandet wäre. Schuldgefühle und Scham ergossen sich über mir. Was war ich nur für eine Mutter?! - Zack - da war es wieder, dieses fiese Gefühl der Unzulänglichkeit von dem ich, seit dem Auszug meiner Söhne hoffte, ihm nie wieder begegnen zu müssen. Schicksal - und ganz selber eingebrockt!
Nun, das einzig Gute an der Sache war, dass Zazu von dem Moment an wie ausgewechselt war, er hechelte nicht mehr, erkundete den Garten, spielte, rannte, schlief, frass. Kurzum, er war angekommen! Und ja, spätestens jetzt war klar, dass er nur ZaZu und nicht anders heissen konnte.

Im Übrigen konnte die behandelnde Tierärztin zwei kleine Babyeierchen im Hodensack tasten. Jetzt wurde alles gut.